Unterwegs zu einem Kundenbesuch saß ich auf dem Beifahrersitz
im Auto meines Abteilungsleiters. Schon innerhalb der
Ortschaft war mir bei dessen Fahrstil sehr unwohl. Bei der
dritten Ampel, die er bei gelb überfahren hatte, fragte ich noch
höflich, warum er es so eilig habe. Seine Antwort lautete: »Zeit
ist Geld!« Als er auf der Landstraße sämtliche Verkehrsschilder
und Geschwindigkeitsbegrenzungen ignorierte, bat ich eindringlich:
»Könnten Sie bitte etwas langsamer fahren?« Doch er lachte
mich nur aus und meinte, dass Frauen doch sehr schlechte Beifahrer
wären. In diesem Zuge setzte er seinen Blinker und überholte
in halsbrecherischer Geschwindigkeit drei Lastwagen, obwohl
eine unübersichtliche Kurve vor uns lag!
Dieses gefährliche Überholmanöver gab mir den Rest! »Sie halten
jetzt sofort an und lassen mich aussteigen. Ich rufe mir ein Taxi!«
Einige Jahre später stand ich bei einer Betriebsversammlung auf der
Bühne und erhielt von Kollegen und Vorgesetzten, anlässlich meines
25-jährigen Dienstjubiläums, viele Dankesworte sowie Blumensträuße.
Als Abschlussredner kam mein damaliger »rasanter« Abteilungsleiter,
welcher mittlerweile zu den Vorständen zählte, mit einem überdimensionalen
Blumengebinde lächelnd auf mich zu.
Über Mikrofon sprach er zu den Hunderten von Menschen im Saal:
»Dieser Frau bin ich zu besonderem Dank verpflichtet, denn sie hat vor
Jahren vermutlich mein Leben gerettet!«
Nicht nur ich war gespannt, welche Worte dieser Einleitung folgen
würden. Im ganzen Raum herrschte absolute Stille.
Er erzählte von der lange zurückliegenden Autofahrt, als ich zum ersten
und zum letzten Mal als Beifahrerin in seinem Wagen gesessen war.
»Sie erklärte mir damals, dass ihre Tochter ihren Vater nie kennenlernen
konnte, da er kurz vor deren Geburt unverschuldet bei einem
Verkehrsunfall ums Leben gekommen war - verursacht von einem Raser
wie mir!
Meine Damen und Herren, ich bin nicht stolz auf mein damaliges, halsbrecherisches
Fahrverhalten. Ich hatte bis dahin sogar noch Vergnügen
daran, wenn meine Beifahrer schweißgebadet oder bleich im Gesicht
mein Fahrzeug verließen. Aber ich bin stolz auf diese Frau, die sich als
einzige getraut hat, mir gehörig die Leviten zu lesen!
Ab diesem Tag, jedes Mal, wenn ich wieder mein Gaspedal durchtreten
oder zum unvorsichtigen Überholmanöver ansetzen wollte, hörte ich
die Stimme dieser Frau: >Verursacht von einem Raser wie mir!<«
© Gisela Rieger; aus dem Buch: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9
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Ich wählte an einem Freitagabend den späteren Zug, um
der Rushhour zu entgehen. Fünf Tage lang hatte ich an
einer anstrengenden Programmschulung teilnehmen
müssen, die mir mein Chef aufs Auge gedrückt hatte. Nun
Ein Jahr besteht aus 525.600 Minuten.
In jeder Minute, in der wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, laufen wir Gefahr, viele wertvolle Stunden zu verlieren!
Zitat: Gisela Rieger