Ich weiß es noch ganz genau: Es war ein strahlender Novembertag im
Jahre 1999. Mein Mann und ich waren gerade in unserer Berghütte
angekommen.
Zusammen leiteten wir eine florierende Anwaltskanzlei, nur in unserer
Beziehung waren wir nicht so erfolgreich. Daher beschlossen wir,
unsere Ehe, die schon lange keine mehr war, zur Jahrtausendwende zu
beenden.
Ungestört von der Außenwelt wollten wir unsere Trennungsvereinbarungen
zu Papier bringen. Hier oben, wo die Welt noch in Ordnung war,
gab es weder Handyempfang noch sonstige Störungen. Nach nur wenigen
Stunden waren wir uns einig und hatten alles im gegenseitigen
Einvernehmen geregelt.
Abschließend saßen wir bei unserer mitgebrachten Brotzeit und stießen
auf den erfolgreichen Abschluss unserer Beziehung an.
Doch als wir uns auf den Heimweg machen wollten, zog unerwartet
ein heftiger Schneesturm auf. Man konnte kaum die Hand vor dem
eigenen Auge erkennen! So blieb uns nichts anderes übrig, als die
Nacht gemeinsam auf dem Berg zu verbringen. Zum Glück lag noch
ausreichend Brennholz hinter der Hütte und verhungern mussten wir
auch nicht. Von der letzten Party unserer Kinder waren diverse Reste
an Konserven, Chips, Wein und Kerzen übrig geblieben. Gezwungenermaßen
verbrachten wir die erste Nacht seit Jahren wieder in einem
gemeinsamen Bett.
Als wir am nächsten Tag eng aneinander gekuschelt aufwachten, fanden
wir es insgeheim gar nicht mehr so schlimm, noch einen Tag in der
Hütte verweilen zu müssen …
Nach zwei weiteren Nächten konnten wir die Schneeketten am Auto
aufziehen und wieder zurückfahren. Doch bevor wir die Hütte abschlossen,
verbrannten wir unsere fein ausgeklügelten Trennungsvereinbarungen
in der noch vorhandenen Glut und starteten zur Jahrtausendwende
in ein neues gemeinsames Leben.
© Gisela Rieger; aus dem Buch: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9
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In der Ehe muss man einen unaufhörlichen
Kampf gegen ein Ungeheuer führen,
das alles verschlingt: die Gewohnheit.
Zitat: Honore de Balzac, französischer Schriftsteller, 1799-1850