Das kleine Mädchen kuschelt sich wohlig in ihre Decke und wartet sehnsüchtig auf ihre Mutter, die ihr jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt.
Die Äuglein sind zwar schon schwer und meistens schläft sie schon nach wenigen Minuten ein, aber das ist für das Mädchen trotzdem die schönste Stunde des Tages, weil sie die Mutter hierbei ganz alleine für sich hat.
Sie spürt die Liebe der Mutter in all ihren Worten und fühlt sich geborgen und behütet. Endlich war es so weit, die Mutter kam ins Zimmer, setzte sich zu ihr und begann mit sanfter Stimme zu erzählen:
Jonny war eigentlich eine Ratte.
Er zählt zur Großfamilie der Mäuse, mit den Kaninchen, Biber und Degus hat er somit etwas gemeinsam, zusammen gehören sie der Gruppe der Nagetiere an.
Aber egal, dass störte oder beeindruckte Jonny nicht besonders. Er hat nämlich ganz andere Sorgen, als über seine Abstammung nachzugrübeln, er will sich nämlich auf den Weg machen. Auf den Weg? denkt ihr, wo will er denn hin?
Nun, um darüber zu berichten, muss man Jonny schon etwas genauer kennen. Also fangen wir nochmal ganz von vorne an.
Jonny war eines von acht Rattenkindern. Zusammen mit ihrer Mutter lebten sie in einer alten Scheune am Lande. Da er der Zweitjüngste war, musste er zusammen mit seinem jüngerem Bruder, oft auf das Abendessen verzichten, weil seine anderen sechs Geschwister immer Hunger hatten und leider auch viel stärker waren als er.
Da war es nicht verwunderlich, dass er und sein jüngerer Bruder die Kleinsten und Magersten in der Familie waren.
Die Mutter tat ihr Bestes, sie schleppte Früchte und Getreide heran, aber es war immer zu wenig, um die gesamte Rasselbande letzten Endes, satt zu bekommen. Sie hoffte immer, dass ihre Kinder ganz schnell wachsen würden um bei der Futtersuche mitzuhelfen.
Als eine gewisse Zeit vergangen war, stellte die Mutter tatsächlich fest, dass es nun an der Zeit war, ihre stärksten und größten Kinder mit auf Nahrungssuche zu nehmen. Es war aber sehr gefährlich, den an diesem Bauernhof lebten außerdem noch sehr viele Katzen. Katzen sind ja, wie man weiß, die Fressfeinde der Mäuse und Ratten, also mussten sie wirklich sehr vorsichtig sein.
Die Mutter hat einen großen Getreidesack im Schuppen im Visier, sie wollte zur Mittagszeit, wenn die "Samtpfoten"
gerne ihr Nickerchen hielten, diesen unten etwas anknappern, um an das Getreide zu kommen und ihre Jungen sollten ihr dabei helfen.
Als es soweit war, endete schon der Aufbruch zum Getreidesack in einer Katastrophe. Die noch unerfahrenen Jungen liefen ziellos umher und hörten nicht auf ihre Mutter. Und es kam, wie es kommen musste, nicht alle Katzen
hielten ihren Mittagsschlaf und so wurden zwei der Jungratten von den Katzen erwischt und der Jammer war sehr groß.
Für Jonny bedeutete dies allerdings, dass er nun, so traurig das war, ab jetzt etwas mehr Futter abbekommen würde, denn er musste sich, nur noch gegen seine drei älteren Geschwister bei der Futterausgabe behaupten.
Die Zeit verging aber der Hunger blieb.
Eines Tages hatte die Mutter eine Idee, sie wollte mit ihren ältesten Kindern in das Feld hinaus gehen, da ja jetzt der Weizen schon reif war. Sie wollten in der Nacht aufbrechen um in der Früh mit gefüllten Taschen wieder hier zu sein. Zum Abschied zwinkerte die Mutter Jonny und seinem Bruder, der übrigens Jo hieß, aufmunternd zu, dann verschwanden sie in der Dunkelheit der Nacht. Als es dämmerte und der nächste Morgen anbrach, war die Mutter mit den drei Geschwistern noch immer nicht hier, nun machte sich Jonny doch allmählich Sorgen.
Er wartete und tröstete seinen Kleinen Bruder, aber es kam niemand zurück. Als es wieder Nacht wurde, waren sie immer noch alleine, langsam ahnte Jonny, dass er nun auf sich alleine gestellt war.Sie warteten noch einen weiteren Tag, aber der Hunger wurde zu groß um noch länger ausharren zu können da sagte Jonny zu
Jo: "Jetzt sollten wir uns auf den Weg machen."
Er nahm seinen kleinen Bruder bei der Hand und riskierte bei dem Versuch, seinen Bau zu verlassen, Kopf und Kragen aber er musste es einfach wagen, den der Hunger war schon sehr groß und der Zeitpunkt war perfekt.
Ganz langsam, leise und vorsichtig, schlichen sie an der Scheunenwand entlang, es war keine Katze in Sicht. Als sie vorsichtig bei der Scheunentür hinausspähten bemerkten sie, dass alle Katzen beim Haus versammelt waren und gerade ihr Futter in Schüsseln bekamen, es roch so lecker, dass Jonny und Jo das Wasser im Munde zusammen lief.
Aber diese Situation rettete ihr Leben. Die Katzen waren zu abgelenkt um zu bemerken, was sich hinter ihnen tat
und so konnten die Beiden den Hof verlassen.
Nun, da Jonny eine überaus intelligente Ratte war, hatte er diese Situation, in der die Katzen mit dem Fressen abgelenkt waren auserwählt, um in diesem Moment zu fliehen, da die Chancen so am besten standen. Nun waren sie also unterwegs, aber wohin sollten sie bloß?
Sie liefen quer durch das Feld, so schnell sie nur konnten. "Ich kann nicht mehr," sagte Jo erschöpft und lies sich auf den Boden fallen. Jonny blickte sich um und entschied, dass es nun Zeit für eine Pause wurde. Er sagte zu seinem Bruder: "Jetzt ist es nicht mehr so weit." Wusste aber selber nicht wohin sie eigentlich liefen.
Aber wie gesagt, Jonny ist nicht nur ein Schlaumeier, sondern er ist auch noch ein Glückspilz. Denn genau dort, wo sie ihre Rast hielten, stand ein großer Traktor und zwei Menschen, die auch gerade Pause machten und sich miteinander unterhielten. So hörte Jonny, wie der eine Mensch von einer Kirche sprach, die sich ganz in der Nähe befinden sollte. Der andere Mensch sagte: "Jaja, eine Kirchenmaus müsste man sein, da hätte man dort ein schönes Leben und es würde einem an nichts fehlen ..." Der andere Mann lachte und sagte: "Ich dachte Kirchenmäuse sind so arm?" "Nein, dort sind sie nicht arm, es gibt dort jede Menge Käse und andere Sachen", sagte der andere Mensch.
Man muss nämlich wissen, das der Kirche ein Kloster angehört und die Mönche sehr fleißig mit der Erzeugung von Lebensmittel waren, die sie dann verkauften.
Also nahm Jonny seinen Bruder bei der Hand und sagte: "Komm, dort gehen wir hin."
Sie mussten auch nicht lange suchen, den der Kirchenturm war schon von Weitem zu sehen. Als sie näher kamen, bemerkten sie, dass es eine sehr alte prunkvolle Kirche war. Zur Sicherheit warteten sie noch bis es Abend wurde, um nicht gesehen zu werden und machten sich dann auf, um einen Eingang zu finden und wurden bei den Kellerfenstern des Klosters, das ja anliegend war, fündig.
Flink huschten sie in das Innere des Gebäudes und versteckten sich in einem Kellergewölbe. "Ich hab Hunger", sagte Jo. "Ja, ich auch", erwiderte Jonny. "Aber zuerst müssen wir erst einmal die Umgebung erkunden", erklärte er seinem Bruder. "Es dürfte hier keine Katzen geben", freute sich Jonny, der angespannt in die Nacht lauschte. Dabei stieg ihm ein zarter Duft von Käse in seine Nase und er machte voller Freude einen Sprung in die Luft.
"Was ist?" fragt Jo verwundert. "Das wirst du gleich sehen", lächelte Jonny, nahm seinen Bruder bei der Hand und eilte seiner Nase nach.
Da auch das Kloster schon ein altes Bauwerke war, fanden die Beiden bald eine Öffnung in der schweren Holztüre, wo sie bequem durchpassten. Ja, nun waren sie im Schlaraffenland, im Vorratsraum des Klosters. Hier gab es alles was so ein Rattenherz begehrt, von Käse, Obst bis hin zu Gemüse und Mais. Man braucht sicher nicht zu erwähnen, dass die Beiden es sich so richtig gut schmecken ließen und ihre Bäuche füllten, bis sie nicht mehr konnten.
Gegen Morgen gingen sie wieder auf Entdeckungsreise, denn in der Speisekammer konnten sie ja leider nicht bleiben und landeten nun in der Kirche, wo sie in einem Seitenflügel in einer Zwischenmauer ihr ideales Zuhause fanden.
Leider wurde der nächtliche Raubzug am nächsten Morgen von den Mönchen entdeckt, sie handelten rasch und stellten Mäusefallen entlang der Kellerräume auf, die sie jeden Tag mit frischen Käse bestückten.
Ja, da hatten sie aber nicht mit dem schlauen Jonny gerechnet, der dieses Vorhaben schon am ersten Tage durchschaute. So blieb den Mönchen nur übrig, dass sie sich auf die Lauer legten um die Käseräuber zu schnappen. Aber Jonny nahm einfach einen Vorrat an Käse mit in ihr Versteck um den Menschen aus dem Wege zu gehen.
So ging das einige Wochen lang, Jonny war sich aber dessen bewusst, dass das nicht immer gut gehen würde und grübelte nach einem Plan, wie man sich mit den Menschen arrangieren konnte.
Immer wenn die Luft rein war, erkundete Jonny erneut seine Umgebung um nach etwas "Besonderem" zu suchen, Er wusste selber nicht wonach er eigentlich suchte. Jo musste dann immer in ihrer Behausung bleiben, da er alleine schneller voran kam. Was ihm in der Kirche schon von Anfang an auffiel, waren diese vielen vergoldeten Figuren und Bilder. Ist es dass, was die Menschen wollen, dieses gelbe glänzende Zeugs? dachte er sich.
Eines Tages untersuchte er eine Zwischenmauer im Altarbereich der Kirche und siehe da, da lag es, das gelbe Zeugs. Zwar waren es nur einzelne Stücke und diese waren rund, aber es gab eine ganze Menge davon.
Nach kurzem Grübeln, kam Jonny zu dem Entschluss, dass er den Fund den Mönchen geben würde, um dann hoffentlich in Frieden mit seinem Bruder hier leben zu dürfen. Also legte er neben jede Mausefalle eine Münze.
Am nächsten Morgen war die Aufregung unter den Mönchen groß, sie waren sehr verwundert über den Fund aber noch viel mehr über die Art der Auffindung. Da traute sich Jonny hervor. Mit langsamen Schritten, in jeder Hand eine Münze, trat er vor die Mönche. Diese schauten ihn mit offenen Mündern an, und es wurde Mucksmäuschenstill.
Bis einer der Mönche sich hin kniete und seine Hand ausstreckte um Jonny hinauf klettern zu lassen. Nun brach ein Gelächter aus, die Mönche betrachteten ihn freundlich und gaben ihm als Zeichen der Anerkennung ein Stück Käse. Das Eis war gebrochen. Mit dem gefundenen Schatz wurde ein großes Fest gefeiert und die Mönche konnten endlich die Kirche und das Kloster renovieren. Jonny und Jo aber waren nun zwei glückliche "Kirchenmäuse", die bis an ihr Lebensende in Frieden dort leben durften.
Ende
Peter fängt einen Sonnenstrahl
Es war einmal ein kleiner Junge Namen`s Peter. Peter war sechs Jahre alt und lebte zusammen mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Lisa am Waldrand in der ...
"Lassen wir ein Kind so lange wie möglich ein Kind sein. Erwachsen ist es noch sein ganzes Leben."
Zitat: Maria-Theresia Radloff
"Nicht das Hinfallen ist schlimm, sondern es ist schlimm, wenn man dort liegenbleibt, wo man hingefallen ist."
Zitat: Sokrates
"Halte dich fest am Anker des Friedens im Hafen der Familie, wenn du im Meer der Friedlosigkeit der Welt nicht versinken willst."
Zitat: Carl Peter Fröhling