Das kleine Mädchen kuschelt sich wohlig in ihre Decke und wartet sehnsüchtig auf ihre Mutter, die ihr jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt.
Die Äuglein sind zwar schon schwer und meistens schläft sie schon nach wenigen Minuten ein, aber das ist für das Mädchen trotzdem die schönste Stunde des Tages, weil sie die Mutter hierbei ganz alleine für sich hat.
Sie spürt die Liebe der Mutter in all ihren Worten und fühlt sich geborgen und behütet. Endlich war es so weit, die Mutter kam ins Zimmer, setzte sich zu ihr und begann mit sanfter Stimme zu erzählen:
Es war einmal eine ganz besondere Ameise, ihr Name war Amelia.
Amelia wunderte sich stets, dass sie so groß geraten war und Ihre Artgenossen um Längen überragte, sie war eben anders.
Aber erst als die Königin sie zu sich rief und zu ihr sagte: " Du musst bald gehen " verstand sie die Welt gar nicht mehr, gut - sie konnte nicht so arbeiten wie ihre Kolleginnen wegen ihrer Größe, das wusste sie, aber sie tat ihr bestes. Ihre Größe war ja auch ganz nützlich, erst vor kurzem hatte sie ganz alleine eine tote Hummel zum Bau getragen, was ihr Bewunderung von den andern Arbeiterinnen einbrachte.
Traurig ging sie an jenem Abend schlafen, denn sie wusste, dass sie am nächsten Morgen den Bau verlassen musste. In jener Nacht schlief sie ganz unruhig, sie wälzte sich hin und her und ganz plötzlich kitzelte sie etwas an der Nase, was sie ordentlich erschreckte.
Sie purzelte vor lauter Schreck aus ihrer Nische und rief: "Überfall " was auch die anderen Ameisen aufschreckte. Es war nun ein riesiger Tumult entstanden, auch viele der anderen Ameisen waren jetzt verwirrt und hüpften verwundert herum.
Als sich Amelia etwas gefangen hatte, bemerkte sie erst, dass was ihre Nase gekitzelt hatte, ja sie selber sei - und zwar ihre Flügel. Ja, sie hatte jetzt Flügel die ihr einfach so gewachsen waren.
Als sie sich im Bau umschaut, bemerkte sie, dass sie nicht die einzige mit Flügel war.
Viele ihrer etwas kleineren Artgenossen hatten auch Flügel bekommen. Durch diesen Tumult ist auch die Königin erwacht und sorgte mit einem lauten Kommando: "Schluss jetzt" für Ruhe. .
Zu Amelia hingewandt sagte sie, die Zeit ist nun gekommen meine Kleine, du musst jetzt den Bau verlassen und deinen eigenen Staat bilden. Ihr alle müsst das, sagte sie auch zu den anderen Ameisen, denen Flügel gewachsen waren.
Da inzwischen der Morgen graute, machten sie sich nun auf den Weg und folgten Amalia, die vorausflog. Am Anfang noch etwas unsicher und langsam, aber mit der Zeit machte es auch richtig Spaß Flügel zu haben und damit fliegen zu können. "Huuiii" rief sie und flog in den grauen Morgenhimmel hinaus.
Auch den anderen machte das fliegen nun Spaß, sie lachten und sangen und folgten Amalia, die sich nun auf einen großen Stein niederließ.
Amalia schaute sich um und sah, dass da noch viele hundert Ameisen mehr mit Flügel im der Luft waren und alle sangen und lachten. Die meisten kannte sie nicht, da diese von einem anderen Ameisenstaat waren, aber so hin und wieder tauchte ein vertrautes Gesicht auf, dass sie von Ihrem bisherigen Zuhause kannte, die sich aber allesamt unter das Volk gemischt hatten.
"Was jetzt", dachte Amelia und als sie so dahindachte, merkte sie, dass sie jemand mit Pollen bewarf, worauf sie herzhaft niesen musste. Dieser Jemand zwinkerte ihr zu und landete neben ihr auf dem Stein.
Amelia hatte noch immer ein Kippeln in der Nase, als sie etwas wütend sagte: "Was sollte denn dass, glaubst du etwa dass ist lustig?"
Etwas verlegen entgegnete die andere Ameise, deren Name Albert war, dass es ihm leid täte, er aber zu schüchtern sei um sie anzusprechen.
Das versöhnte Amelia wieder und sie hob ihrerseits Pollen auf, um sie über Alberts Kopf zu pusten, worauf dieser laut "Hatschiii" rief.
Beide lachten nun herzhaft und hatten sich nun wirklich sehr viel zu erzählen.
So vergingen ein paar Stunden und als sich Amelia einmal umschaut waren fast alle geflügelten Ameisen verschwunden.
"Wo sind die alle nur hin" sagte sie zu Albert. Ich glaube die haben alle geheiratet, sagte Albert sehr verlegen.
"Warum den dass, die kennen sich doch gar nicht," entgegnete Amelia verwundert.
Worauf Albert, immer noch knallrot im Gesicht sagte " Das ist halt so beim Hochzeitsflug von uns Ameisen." Amelia begriff nun, dass es ihre Aufgabe sei, einen neuen Staat zu bilden und wer würde ihr dabei besser helfen können als Albert.
Genau das selbe dachte auch Albert scheinbar, er reichte ihr die Hand und sie flogen gemeinsam in sie Morgenröte, denn die Sonne ging gerade auf und zauberte ein fantastisches Licht in die Welt.
"Ich weiß da einen Platz" sagte Albert zu Amalia, "der geschützt ist vor Nässe und dem Rasenmähermonster". "Da bin ich aber gespannt" sagte Amalia und besichtigte ihr zukünftiges Zuhause.
Es war perfekt, einen besseren Ort zur Gründung eines neuen Staates hätte sie sich nicht vorstellen können. Es war am Waldesrand unter 3 alten Buchen, umringt von Feldern und Blumen.
Der Sommer zog nun ins Land und Amalie hatte viele Nachkommen bekommen, die allesamt fleißige Arbeiterinnen waren. Sie war sehr stolz auf Ihre mega große Familie;)
Ende