Es war einmal ein alter Bauer, der seinen letzten Jahren entgegensah. Der
Mann hatte zwei Söhne, die er nach dem frühen Tod seiner Frau, ohne mütterliche
Führung, erzogen hatte.
Im Laufe der Jahre überkam ihn immer öfter der Zweifel, ob er seinen Söhnen
wohl das Wichtigste für ihr Leben vermittelt habe.
So ließ er sie eines Tages zu sich kommen und sprach: „Ich bin alt und gebrechlich
geworden. Meine Spuren und Zeichen werden bald verblassen. Um
in Frieden gehen zu können, möchte ich, dass ihr in die Welt hinaus zieht und
eure ganz eigenen Spuren und Zeichen hinterlasst. Kehrt jedoch innerhalb
eines Jahres wieder zurück, sodass ich eure Zeichen noch erblicken kann.“
Die Söhne folgten dem Geheiß ihres Vaters und zogen in die Welt hinaus. Der
Ältere begann sogleich eifrig damit, Grasbüschel zusammenzubinden, Zeichen
in Bäume zu schnitzen, Steinberge zu errichten und Löcher zu graben,
um seinen Weg zu kennzeichnen.
Der jüngere Sohn hingegen ging in die Dörfer. Er sprach mit allen Menschen,
denen er begegnete, er feierte, tanzte und spielte mit den Kindern.
Der ältere Sohn wurde zornig darüber und dachte bei sich: „Ich arbeite von
früh bis spät und hinterlasse meine Zeichen, mein Bruder hingegen vergnügt
sich nur.“
Als beide Söhne wieder heimkehrten, nahm der Vater, gemeinsam mit seinen
Söhnen, seine letzte Reise auf sich, um ihre Zeichen zu sehen. Sie kamen
zu den gebundenen Grasbüscheln. Doch der Wind hatte sie verweht und sie
waren kaum noch zu erkennen. Viele der gekennzeichneten Bäume waren
gefällt worden und auf den Steinhaufen hatten Kinder gespielt und diese
zerstört. Sogar die Löcher, die der ältere Sohn mühsam gegraben hatte, waren
fast alle wieder zugeschüttet.
Aber wo immer sie auf ihrer Reise hinkamen, liefen Kinder und Erwachsene
auf den jüngeren Sohn zu und freuten sich, dass sie ihn wiedersahen und luden
ihn zum Essen und zum Feiern ein.
Am Ende der Reise sagte der Vater zu seinen Söhnen: „Ihr habt beide versucht,
meinen Auftrag, Zeichen zu setzen und Spuren zu hinterlassen, zu erfüllen.
Du, mein Älterer, hast viel geleistet und gearbeitet, aber deine Zeichen
sind verblichen. Du, mein Jüngerer, hast Zeichen und Spuren in den
Herzen der Menschen hinterlassen. Diese bleiben und leben weiter.“
Nach einem afrikanischen Märchen
Diese Geschichte stammt aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz" . Das Geschichtenbuch ist im Buchhandel, online (ISBN: 978-3-9819881-8-5) oder unter www.gisela-rieger.de erhältlich.
Warum ist das Leben so schwer?
Eine junge Frau kam weinend zu ihrer Mutter. „Ach Mama, warum ist das Leben nur so schwer?“, klagte sie. „Du irrst mein Kind“, ...
Gehe deinen Weg so, wie ihn vor dir noch keiner gegangen ist. Dann hinterlässt du deine ganz eigenen Spuren!
Zitat aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz"